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Jakob.Rezept

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Die sprechende Bandscheibe
Donnerstag
Das Frühstück ist sehr reichhaltig. Wir stärken uns gründlich, denn vor Riedelberg gibt es keine Einkehrmöglichkeit, und bis dahin sind es etwa zehn Kilometer, und, so wie es aussieht, nur auf Teer!
Die beiden Frauen von gestern sitzen heute plötzlich beim Frühstück. Gestern Abend haben wir sie nicht kommen hören, und in der Gaststube waren sie auch nicht bei der „Elwetritschenjagd". Wahrscheinlich haben sie auf dem Zimmer gevespert und Leitungswasser getrunken. Einen schwäbischen Akzent haben sie aber nicht … Vielleicht nehmen manche das Pilgern auch nicht so auf die leichte Schulter wie wir. Wir wandern eben mehr, als dass wir pilgern. Aber über unsere Sünden denken wir schon auch nach, so ist es ja nicht! Nur wir lachen und genießenJakob.Dekomuschel nebenbei noch in den freien Minuten.

Ein letztes Mal ziehen wir die Wanderschuhe an, packen den Rucksack und machen uns auf den Weg. Stefan wird nicht allzu weit von uns dasselbe tun. Es geht steil bergab durch den Ort, einiges tiefer müssten wir auf die Fortsetzung des Wanderweges treffen, den wir gestern Abend verlassen haben, um den Gasthof anzulaufen.
Da kommt von links die Weberstraße und mit ihr der uns vertraute grüne Balken. Wir begrüßen ihn herzlich! Ein Schild weist zum Stausteinerhof in vier Kilometern Entfernung. Das wird ein erstes Ziel sein.

Das Tal ist tief eingeschnitten, die Straße schmal, der Teer nicht sehr amüsant. Den ersten Picknickplatz übersehen wir großzügig. Katzen springen überall herum, alte, junge, und Geisterkühe – man hört sie muhen, aber man sieht sie nicht.

An der ersten großen Kreuzung wieder ein Picknickplatz und große rote Steine, sind das wohl die Hexensteine, von denen jemand erzählt hat? Direkt bei den Steinen geht es senkrecht den Hang hinauf über einen kleinen Pfad, mit dem wir die Schlaufe abkürzen, die wir über die Straße laufen würden.

Sicher käme man auf der Straße nicht so aus der Puste, aber andererseits ist das das einzige Stück Waldboden des gesamten Tages. Der Rest ist Teer. Bitter, bitter. Da die eine von den beiden Frauen beim Frühstück erzählt hat, dass sie nach einem Bandscheibenvorfall mit sechs Monaten Klinik zum erstenmal wieder wandert, frage ich mich, was ihr Kreuz heute Abend zu dieser Strecke sagen wird.

Der grüne Balken leitet uns durch den Wald, dann ein kleines Treppchen und eine Holzhütte: Hexenfelshütte steht daran. Das bezieht sich sicher auf die Steine unten am Waldrand. Steil geht es weiter, und das so früh am Morgen. Von rechts kommt die Straße, und wir marschieren wacker durch einen Wald mit riesigen Buchen.

Rund um den Stausteinerhof ändert sich das Bild: Weiden, Hühner, Rinder mit unorthodoxen Frisuren. An der nächsten Kreuzung geht es links in Richtung Riedelberg. Wir kommen auf die Höhe und haben nun kilometerlang einen sagenhaften Blick 360 Grand um uns herum.

Postkarte

Jakob.Gedicht

von hmr: Heinrich M."Wille" Ritter